Aus der Historie

Die Geschichte der Bewegungskünste:

Jongleur - 12. Jhd.

Die Künste der Gaukler haben eine jahrtausendelange Tradition, welche bis in die Hochkulturen Chinas, Ägyptens und Griechenlands zurückverfolgt werden kann.

Ihre Hochzeit erlebten die Gaukler im europäischen Mittelalter. Auf den Straßen, Plätzen und Höfen zeigten sie ihre vielfältigen Künste.

In unserer Zeit spielt die Insituation Zirkus scheinabr keine große Rolle mehr. Es scheint, als wäre der Zirkusbesuch nur noch etwas für die Kleinen. Früher war es ein Spektakel, wenn der Zirkus in der Stadt ankam.
Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht - und leere Zuschauerränge gab es nicht.

Die Entwicklung der Bewegungskünste, bis hin zum „neuen Zirkus“ ist ein Teil unserer Kulturgeschichte und bildet die historische Grundlage des zirkuspädagogischen Wirkens.

Antike Hochkulturen

Die ältesten bildhaften Darstellungen von Bewegungskünsten wurden in Ägypten gefunden. Sie können auf ca. 2200 vor Christus datiert werden. Es werden Darbietungen wie Zauberei, Jonglage, Stockkampf, Tänze und akrobatische Kunststücke gezeigt.

Beni Hasan, Ägypten, ca. 1900 vor Chr.

Römisches Imperium

Römische Grabessäule

Das römische Reich entwickelte, unter der „Devise“(schaut mal): „panem et circensis“ - „Brot und Spiele“ eine frühe Unterhaltungsindustrie.
Um die Massen zu unterhalten, wurden zahlreiche Programme inszeniert:ladiatorenkämpfe gegen Mann und Tier, Pferde- und Wagenrennen, Darstellungen von berühmten Schlachten und die materiell aufwendigste Darstellungsform in den Kolossen, die Seeschlachten.
Neben dem Spektakel für die Massen blühten Künste wie Akrobatik, Jonglage, Seiltanz, Reitvorführungen und die Komödie auf.
Im Lateinischen bedeutet „Circus“ so viel wie Kreis und beschreibt damit auch die Form der Arenen und Kolossen des römischen Reiches. Hier ist auch der Ursprung des Zirkus zu finden.

Mittelalter

Gaukler mit Becherspiel

Eine weitere Hochzeit erlebte die Bewegungskunst im Mittelalter: Die sogenannten „Joculatoren“, wie damals Unterhaltungskünstler mit zirzensischen Fertigkeiten aller Art bezeichnet wurden, fanden ihr Publikum auf Marktplätzen, bei kirchlichen Festen, bei öffentlichen Hinrichtungen und beim höfischem Leben des Adels.
Sie waren das „fahrende Volk“: Gaukler, Geschichtenerzähler und Nachrichtenüberbringer gleichermaßen. Neben Jongleuren, Akrobaten und Zauberern gab es auch Taschenspieler, Puppenspieler, Wahrsager, Wanderprediger oder exotischen Menschen wie Riesen, Zwerge und Doppelmenschen.
Einigen wurde im Laufe der Zeit ihr Können und Wissen sogar als eigener Beruf anerkannt, zum Beispiel: Spielleute und Musiker.

Verehrt und angespien
Die Gaukler genossen aus gesellschaftlicher Sicht kein Ansehen, da sei auf "unehrliche" Art Brot und Geld verdienten.
Die Gaukler bewegten sich ausserhalb der Ordnung welche von Gott gegeben war. Dies verschreckte und fasziniert die Menschen zugleich.
Trotz der Verachtung erfüllten Sie eine wichtige Gesellschaftliche Aufgabe:
Die kirchliche und höfische Darstellung brauchte die Wirkung der Gauklerischen Kunstfertigkeiten. Musik und Unterhaltung war im mittelalterlichen Alltag ein seltenes und außergewöhnliches Erlebnis.

Renaissance

In der Renaissance sind die Wurzeln der klassischen Clownerie zu finden: Die „Commedia dell´arte“ entstand. „Commedia“ bedeutet „Schauspiel“ und „Arte“ ist das Handwerk.
In bunten Kostümen und aufwendigen Masken, zeigten Berufsschauspieler vielfältige Komödien, in welchen sie meist bestimmte Charaktere darstellten.
Das Selbstverständnis der Clownerie findet heute noch seinen Ursprung im starken Körperausdruck und der Interaktion mit dem Publikum aus der Zeit der „ Commedia dell´arte“.

Reitschule mit Dach

Im Jahr 1772 schlägt die Geburtsstunde des modernen Zirkus. In London eröffne der britische Ex-Soldat Philipp Astley eine Reitschule, die später ein Dach erhielt.
So entstand als „amphi theatre“, das erste Zirkusgebäude der Neuzeit. Zum Vergnügen der Massen wurden im unternehmerischen Sinne, die damals sehr beliebten Kunststücke von Pferdeakrobaten inszeniert und präsentiert.
Die Französische Revolution von 1789 eröffnete den Bewegungskünstlern neue „Kundengruppen“ aus der Mittel- und Unterschicht. Entsprechend dem Geschmack des Publikums wurde das angebotene Programm vielfältiger und veränderte zunehmend seinen Charakter: Weniger Pferdenummern, statt dessen mehr exotische Tiere, gefährliche Dressuren und extravagante Kunststücke

Haltet Eure Töchter fest!

Enrico Rastelli

In der Neuzeit erlangt der Zirkus gewisse soziale Anerkennung. Dennoch haftet an der kleinen Zelt- und Wagenstadt nach wie vor der Geruch von Abenteuer, Nonkonformismus und großer weiter Welt.
Der damals übliche Spruch „Haltet Eure Töchter und Handtaschen fest, der Zirkus ist in der Stadt“ beschreibt das Misstrauen, das diesen wandernden Künstlergruppen auch am Ende des 19. Jahrhunderts noch entgegengebracht wird. Diese Zeit ist trotzdem eine gute für Zirkusunternehmen, sie mausern sich zu lukrativen Geschäften. Die Anziehungskraft des Zirkus auf das Publikum ist inzwischen so groß, dass sogar stationäre Zirkusbauten errichtet werden können. Parallel entwickeln sich das Varieté und die Bürgertheater.
In der Folge verschwanden umherziehende Spielergruppen. Durch die gewonnene Lokalität setzt eine Spezialisierung von Bewegungskünsten zu Sportdisziplinen ein, Bsp.: „Bewegung um Turnvater Jahn“.

Wechselvolles Geschick

Die goldenen Jahre des Zirkus enden mit dem Ersten Weltkrieg. Die folgende Zeit ist vom Niedergang gekennzeichnet; Inflation und Wirtschaftskrisen machen den übers Land ziehenden Unternehmen zu schaffen und nach 1933 verwehren ihnen die Nationalsozialisten aus ideologischen Gründen die Anerkennung. Dem kurzen Aufschwung nach 1945 folgen dann neue Probleme: Der rasch wachsende Wohlstand bringt eine zunehmende Zahl von Fernsehgeräten und eine enorme Reiselust. Die Zahl der Zirkusbesucher nimmt stetig ab.

„Cirque Nouveau”

Im 21. Jahrhundert etabliert sich die neue Kunstsparte „Cirque Nouveau”. „Der Neue Zirkus versteht sich als spartenübergreifende Bühnenform, bei der Zirkusartistik in Verbindung mit anderen Kunstformen wie Theater, Tanz und Musik gebracht wird. Obwohl diese neue Bühnenform in den frankophonen Ländern, in Skandinavien und England bereits als zeitgenössische Kunstform etabliert und als Kulturgut fest verankert ist, beklagt sie in Deutschland noch eine geringe Bekanntheit.“ (http://laborcirque-zak.com)

Der Zirkus als solcher hat die Menschen also schon immer beeindruckt, er entwickelte sich weiter und blieb dennoch zeitlos: In jeder Epoche fanden sich neue Bewegungskünste, die Ausdruck der gegenwärtigen Kultur waren und daher ein breites Publikum ansprachen. Die alte Kunst der Gaukler wurde nicht vergessen, sondern immer wieder erweitert: So kann man im heutigen Zirkus neben den traditionellen Nummern auch Tanz oder Theater sehen.